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Matthias Zoll


Schritte in der Uhr

Aquarell, 39.9 x 30 cm, 1997

Schritte in der Uhr
Stellt euch Folgendes vor: ihr habt eine Unterkunft in einem düsteren Schloss gefunden und wandelt des Nachts über den dunklen Flur (vielleicht auf der Suche nach der Hotelbar...). Die Bleibe ist arg herunter gekommen, die Tapete an den Wänden ist vergilbt und schmuddelig, an manchen Stellen fehlen große Stücke davon und der bröckelige Putz dahinter kommt zum Vorschein. Offenbar gibt es auch kein Licht, jedenfalls habt ihr noch keinen Lichtschalter gefunden, und so tastet ihr euch langsam durch's Halbdunkle voran. In der Ferne hört ihr ein langsames gemächliches Ticken, offenbar von einer großen Standuhr. Das Ticken scheint eure Schritte nachzuahmen, die euch langsam und vorsichtig tastend durch den Korridor leiten. Das Ticken kommt näher, und tatsächlich, an der Seite, an der Wand, steht eine große hölzerne Uhr, die unbeirrbar ihr schweres Pendel hin und her schwingen lässt und dieses träge dumpfe Klacken von sich gibt. Magisch wird euer Blick auf die Uhr gelenkt und sucht nach dem Urheber des stetigen Klack, Klack, Klack. Durch die Glasscheibe im Uhrgehäuse sieht man das Pendel, wie es sich langsam von links nach rechts und wieder nach links bewegt. Von irgendwoher scheint ein Lichtschein durch ein Fenster zu fallen, jedenfalls seht ihr eine Reflexion in der Scheibe, oder kommt das Licht aus dem Inneren der Uhr? Ist dort nicht ein Hügel zu sehen, von dessen höchsten Punkt dieser Lichtschein zu kommen scheint? Tatsächlich, kein Zweifel, und auf den Hügel führt sogar eine Treppe hinauf. Hinauf zu einem Schloss, man sieht ganz deutlich die Silhouette mit den Türmen, und einige erleuchtete Fenster. Und immer wieder dieses schlurfende klackende Geräusch. Es kommt nicht vom Pendel, nein, es sind die Schritte einer dunklen Gestalt, die dort, in der Uhr, die Treppe hinauf zum Schloss geht.

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